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Aktualisiert: vor 32 Minuten 37 Sekunden

Europäische Toleranzgespräche: Fresach verabschiedet neue „Weltordnung“

Mi, 11/06/2025 - 10:10
Gelingendes Miteinander in einer Demokratie benötigt jeden Einzelnen

Villach/Fresach (epdÖ) – Mit der Verabschiedung eines Grundsatzpapiers für ein neues Verständnis der gegenwärtigen Weltlage endeten die Europäischen Toleranzgespräche 2025. Die „Fresacher Weltordnung“ liefert Erklärungen für die historische Entwicklung und Vorschläge für die Zukunft Europas in einem zunehmend stürmischen Umfeld.

Der „alte Westen“ habe vieles verklärt und vielleicht strategisch falsch eingeschätzt, doch nach dem Zweiten Weltkrieg eine funktionierende, regelbasierte Welt auf Grundlage gegenseitigen Respekts und globaler grenzüberschreitender Zusammenarbeit aufgebaut, heißt es in dem Dokument, das das Kuratorium der Kärntner Demokratiewerkstatt „Denk.Raum.Fresach“ am Samstag, 7. Juni, veröffentlicht hat. Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine, der Zoll- und Handelskrieg der aktuellen US-Administration, die Aufkündigung internationaler Verpflichtungen und Sicherheitsgarantien und vieles mehr hätten jahrzehntelang aufgebautes Vertrauen gebrochen.

Das gemeinsame Europa sei nun aufgerufen, dem gegenwärtigen Chaos entgegenzutreten und solide eigenständige Wege in eine neue, gerechtere Zukunft zu entwickeln. Wörtlich heißt es in dem Grundsatzpapier: „Europa muss die Einhaltung von Verträgen einmahnen, auf Geltung des Rechts beharren. Es darf im Eigenen keine Autokratien zulassen und muss im Äußeren seinen Beistand für jene leisten, die für Frieden, Freiheit und Menschenrechte eintreten und für Demokratie demonstrieren.“

Die neue Weltordnung spricht von einem Europa der Chancen, das sich ökonomisch erneuert und mit dem Abbau von Bürokratie und überbordenden Gesetzen ein Klima der Innovation und Kreativität fördert. Dabei sind nicht nur die führenden Politiker:innen der liberalen Demokratien gefordert, sondern jeder und jede Einzelne.

Die „Fresacher Weltordnung“ finden Sie hier.

„WahnSinn – Welt in UnOrdnung?“

Zahlreiche Expert:innen aus verschiedenen Bereichen widmeten sich vom 5. bis 7. Juni in Villach und Fresach im Rahmen der Europäischen Toleranzgespräche diesmal dem Motto „WahnSinn – Welt in UnOrdnung?“ Mehrere Tage lang versuchte die Kärntner Denkwerkstatt Erklärungen zu liefern, warum die Welt offenbar aus den Fugen gerät und wie der Einzelne damit umgehen kann und soll.

Wenn der Rechtsstaat nicht mehr funktioniert, dann verschwindet das Vertrauen, warnte Cathrin Kahlweit bei der Eröffnung der Toleranzgespräche in Fresach. (Foto: Denk.Raum.Fresach)

In ihrer Eröffnungsrede am 5. Juni pochte die deutsche Autorin und Journalistin Cathrin Kahlweit auf die Notwendigkeit, die demokratischen Errungenschaften der Nachkriegsära mit allen Mitteln zu verteidigen. Rezepte gegen den Wahnsinn der Gegenwart in Politik und Wirtschaft habe sie keine, aber sie glaube an den guten, alten Sozialstaat als Stabilisator der Demokratie. „Tax the rich“ sei das Gebot der Stunde angesichts einer polarisierten Welt, in der die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung 83 Prozent des weltweiten Vermögens besitzen und die Schere weiter aufgehe – und in der die reichsten zehn Prozent zwei Drittel der Erderwärmung verursachen, betonte Kahlweit.

Von der „Aufmerksamkeit und Achtsamkeit als Heilmittel gegen den Wahnsinn in unserer Welt“ sprach Manfred Sauer, Superintendent der Diözese Kärnten und Osttirol und Vereinsobmann des „Denk.Raum.Fresach“, bei der Eröffnung der Toleranzgespräche. „Ich bin überzeugt davon, dass Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zwei sehr entscheidende Verhaltensweisen sind, die bei entsprechender Anwendung und Lebenshaltung eine heilsame Wirkkraft entwickeln“, betonte Sauer.

Europäische Toleranzpreise an Manfred Sauer und Friedrich Orter

Am Donnerstagabend, 5. Juni, wurde Sauer in Fresach für sein humanitäres Lebenswerk mit dem Europäischen Toleranzpreis der Stadt Villach und des „Denk.Raum.Fresach“ ausgezeichnet. Sauer habe über konfessionelle und politische Grenzen hinweg Respekt und Anerkennung für sein Engagement im Geiste der Toleranz, Demokratie und Menschenrechte erworben, so die Begründung des Kuratoriums der Toleranzgespräche.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde der langjährige Korrespondent und Kriegsberichterstatter Friedrich Orter. Er erhielt den Europäischen Toleranzpreis für Demokratie und Menschenrechte der Stadt Villach. Seine packenden Reportagen aus vielen Krisenregionen und Kriegsgebieten der jüngeren Zeit hätten Fernsehgeschichte geschrieben, sein Einsatz für die Wahrheit und Befriedung der Welt sei legendär, so die Begründung der Jury.

Wien: Uraufführung der „Josephspassion“ von Pier Damiano Peretti

Mi, 11/06/2025 - 09:40
Mit Karl Markovics – am 15. Juni in der Lutherischen Stadtkirche

Wien (epdÖ) – Im Rahmen der Reihe „Musik am 12ten“ gibt es in der Lutherischen Stadtkirche am Sonntag, 15. Juni, die Uraufführung der „Josephspassion“ des Wiener Komponisten Pier Damiano Peretti zu hören. Das Oratorium basiert auf dem Roman „Das Evangelium nach Jesus Christus“ von Nobelpreisträger José Saramago und erzählt die Geschichte des Joseph von Nazareth. „Es ist in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Werk“, sagt Landeskantor Matthias Krampe über die Passion, die eigens für die Lutherische Stadtkirche als Auftragswerk der evangelischen Reihe „Musik am 12ten“ komponiert wurde.

Der Schriftsteller und Musiker Martin Horváth hat aus der Romanvorlage und eigenen neuen Texten für die Bach-Choräle ein Libretto verfasst. Die Handlung wird von sieben rituellen, kommentierenden „Lamentationen“ kontrapunktiert, die der Wiener-irakische Dichter Semier Insayif schrieb. Vertont wurden die Texte für ein achtköpfiges Vokalensemble. Den zentralen Part des „Evangelisten“ übernimmt der bekannte Film- und Theaterschauspieler Karl Markovics.

Erzählung von Unterdrückung, Wehrlosigkeit und Unschuld

Das oratorische Werk schildert die Passion des Joseph von Nazareth als den Leidensweg eines Menschen, erzählt für den heutigen Menschen. Peretti steht dabei in der Tradition musikalischer Passionen, verwendet auch Bach-Choräle, hebt sich aber in seiner genre- und zeitenübergreifenden Musik von anderen ab. „Lassen Sie sich hineinnehmen in die packende Erzählung von Unterdrückung, Wehrlosigkeit und Unschuld“, lädt Krampe zur Uraufführung ein. Hineinnehmen „in Klänge, vertraut und neu, mit unerwarteten Klangmischungen, die Sie von allen Seiten umschließt, die den ganzen Raum der Stadtkirche von Altar bis Empore nutzt“.

Krampe und alle Ausführenden hoffen auf einen ähnlich großen Zuspruch wie bei der jüngsten Aufführung der Matthäus-Passion in der Lutherkirche Währing im Frühjahr mit über 500 Besucher:innen.

Uraufführung „Josephspassion“ von Pier Damiano Peretti
Sonntag, 15. Juni, 19.30 Uhr
Lutherische Stadtkirche, Dorotheergasse 18, 1010 Wien
Momentum Vocal Music und Albert Schweitzer Chor
Karl Markovics als Evangelist
Leitung: Pier Damiano Peretti und Matthias Krampe
Theologische Hinführung: Pfarrer Johannes Modeß

Evangelische Kirchentage und Gustav-Adolf Feste 2025

Mi, 11/06/2025 - 09:30
Regionale Festtage laden zu Gottesdiensten und Gemeinschaft ein

Wien (epdÖ) – Wie jedes Jahr feiern auch heuer wieder die evangelischen Diözesen ihre Kirchentage bzw. Gustav-Adolf Feste. Veranstaltet werden sie neben dem Gustav-Adolf Verein jedes Mal von einer anderen Pfarrgemeinde, die den Gästen damit ihr Gemeindeleben präsentieren kann und für Programm und Kulinarik des Tages sorgt. Gerade nach der Zwangspause durch die Coronapandemie zeugen diese Treffen von der Vielfalt evangelischen Lebens und bieten Gemeinschaft über die Pfarrgemeinde hinaus.

Am Sonntag, 15. Juni, gibt es gleich drei festliche Zusammenkünfte. Unter dem Motto „Salz ist Leben“ steht der Evangelische Kirchentag bzw. das Gustav-Adolf Fest der Diözese Oberösterreich. Die Festpredigt in der Auferstehungskirche Gmunden hält Superintendent Gerold Lehner.

Zur gleichen Zeit feiert auch die Diözese Kärnten-Osttirol ihr Gustav-Adolf Fest. In St. Ruprecht bei Villach lautet das Motto „Ein Klang, ein Herz, ein Lob im Frieden Gottes vereint!“ Superintendent Manfred Sauer wird hier die Festpredigt halten.

Ebenfalls an diesem Tag geht der Evangelische Kirchentag Niederösterreich in Mödling über die Bühne. Unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“ steht es ganz im Zeichen des 150-Jahr-Jubiläums, das die evangelische Pfarrgemeinde in der Scheffergasse heuer feiert. Als Festprediger wird Superintendent Michael Simmer dabei sein.

Zu Fronleichnam, am Donnerstag, 19. Juni, feiert die Diözese Steiermark ihr Gustav-Adolf Fest. Auf Schloss Trautenfels im Ennstal lautet das Motto „Kirche im Laufe der Zeit“. Dekan Jürgen Huber vom Gustav-Adolf Werk Württemberg (D) hält die Festpredigt.

Am Sonntag, 22. Juni, findet der Evangelische Kirchentag bzw. das Gustav-Adolf Fest Wien statt. Am Nachmittag lädt die Pfarrgemeinde Pauluskirche Landstraße zu einem Familiengottesdienst unter dem Motto „Gott verbindet!“ Einen entsprechend kindgerechten Predigtimpuls wird Ortspfarrerin Elke Petri geben.

Die Pfarrgemeinde Gols ist am Samstag, 28. Juni, Gastgeberin des Gustav-Adolf Festes Burgenland. Es findet am Volksfestgelände statt und steht unter dem Motto „hell und weit“. Der Familiengottesdienst wird in einem Festzelt gefeiert, die Predigt hält Ortspfarrerin Iris Haidvogel.

Den Abschluss des diesjährigen regionalen Festreigens bildet am Sonntag, 6. Juli, das Gustav-Adolf Fest in Vorarlberg. „Gemeinsam für den Frieden – denn: Christus ist unser Friede (Eph. 2, 14)“, heißt es in Dornbirn. Die Festpredigt hält der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld.

Die Diözese Salzburg-Tirol feierte ihr Gustav-Adolf Fest schon am 18. Mai. Es fand, aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der dortigen Pfarrgemeinde, in Hallein statt und stand unter dem Titel „100 Jahre Glauben – Leben – Helfen“. Die Festpredigt hielt Diakoniedirektorin Maria Katharina Moser.

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Festen finden Sie auf den Websites der veranstaltenden Pfarrgemeinden und des Gustav-Adolf Vereins Österreich:
gav.evang.at/

Amoklauf an Grazer Schule: Entsetzen und Betroffenheit in Evangelischer Kirche

Di, 10/06/2025 - 13:27
Bischof Chalupka, Superintendent Rehner und Superintendentialkurator Axmann: „Unser Mitgefühl und Gebet gilt allen Betroffenen“ – „Unbegreifliche Tat und verunsicherte Stadt“


Graz (epdÖ) – Entsetzen und tiefe Betroffenheit herrscht in der Evangelischen Kirche nach dem Amoklauf am BORG Dreierschützengasse in Graz, bei dem laut Austria Presse Agentur (APA) mindestens neun Menschen durch Schüsse eines ehemaligen Schülers getötet und mehrere Personen schwer verletzt wurden, darunter Schüler und Lehrkräfte. Unter den Toten ist auch der Täter.

„Mein Mitgefühl und mein Gebet gilt allen betroffenen Familien und Angehörigen, den Lehrerinnen und Lehrern, den Schülerinnen und Schülern und der Familie des Täters“, sagte der aus Graz stammende evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in einer ersten Reaktion gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Sein Dank gelte allen, die helfen und als Einsatzkräfte vor Ort sind.

Religionslehrer als Notfallseelsorger im Einsatz

„Diese Tat ist unbegreiflich. Tote, Verletzte und eine verunsicherte Stadt sind die Folge“, erklären der steirische evangelische Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann. Gerade in diesen Stunden werde deutlich, „wie wichtig es ist, die Seelen der Betroffenen zu begleiten“, betonen Rehner und Axmann und zeigen sich dankbar, dass der Grazer evangelische Pfarrer Paul Nitsche, der am BORG Dreierschützengasse Religion unterrichtet, nun als Notfallseelsorger im Einsatz ist.

Unter dem Motto “Wir stehen zusammen” bieten am Dienstag ab 17 Uhr im Hof und den Räumlichkeiten der Heilandskirche Graz (Kaiser Josef-Platz 9) die Evangelische Jugend Heilandskirche und die Evangelische Jugend Steiermark Raum für Gespräche, Trost, Seelsorge und Gemeinschaft an. Für Getränke wird gesorgt.

Wien: Evangelische Pfarrgemeinden laden zur zweiten Donautaufe

Di, 10/06/2025 - 10:56
Am 14. Juni im Bundesbad Alte Donau

Wien (epdÖ) – Zum zweiten Mal lädt die Evangelische Kirche in Wien zu einer Open-Air-Taufe im Bundesbad Alte Donau. Unter dem Motto „Wasser, Wellen, Schwimmflügerl“ erleben am Samstag, 14. Juni, um 11.00 Uhr Täuflinge und ihre Familien eine besondere Taufe mit feierlichem Gottesdienst, Musik und Picknick direkt am Wasser. Letztes Jahr wurden 20 Personen, Kinder genauso wie Erwachsene, getauft. Auch für heuer gibt es bereits etliche Anmeldungen.

„Die Donautaufe verbindet eine jahrtausendealte Tradition mit einem modernen, lebensnahen Zugang zum Glauben“, heißt es in einer Aussendung der veranstaltenden Pfarrgemeinden. „Öffentliche Taufen in Seen und Flüssen symbolisieren Gottes Zusage, durch alle Lebenswellen zu tragen – ähnlich wie Schwimmflügerl, die uns im Wasser Halt geben.“ Die Taufe sei ein Zeichen dieses Vertrauens: „Du bist geliebt!“

Vor und nach dem Gottesdienst werden Kinder-Aktivitäten zum Spielen oder Basteln am Strand angeboten, organisiert und betreut von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. Dresscode gibt es übrigens keinen: „Komm einfach so, wie Du dich wohlfühlst – ob festlich oder leger. Hauptsache Du darfst nass werden“, heißt es auf der Website www.evang-wien.at/donautaufe.

Open-Air-Feier bei jedem Wetter

Verantwortlich für die Umsetzung des Projekts zeichnen die Pfarrer:innen der Gemeinden Floridsdorf (Anna Vinatzer, Bernhard Petri-Hasenöhrl), Donaustadt (Gerda Pfandl, Verena Groh) und Leopoldstadt (Hannes Pitters) – in Zusammenarbeit mit der Krankenhausseelsorge Nord (Elke Kunert). Unterstützt werden sie von Vikarin Judith Strauß (Weinbergkirche Döbling), auch Pfarrer Johannes Modeß aus der Stadtkirche wird taufen.

Übrigens: Die Donautaufe findet bei jedem Wetter statt. „Bitte bei schlechterem Wetter entsprechendes Regenzeug mitbringen und bei strahlendem Sonnenschein Sonnenhüte und Sonnencreme“, so der Tipp auf der Website.

Open-Air-Tauffest „Wasser, Wellen, Schwimmflügerl“
Samstag, 14. Juni, um 11.00 Uhr im Bundesbad Alte Donau
Weitere Informationen sowie Anmeldungen für Täuflinge finden Sie unter: www.evang-wien.at/donautaufe

Zuhören

So, 08/06/2025 - 07:00
Maria Katharina Moser über eine wunderbare Fähigkeit

„Ich wünsche mir von mir, anderen zuzuhören“, so lautet der Titel eines Gedichts von Markus Klambauer, mit dem er den Literaturpreis Ohrenschmaus gewonnen hat. Dieser Preis ist einzigartig in Österreich. Autorinnen und Autoren, die Lernschwierigkeiten haben, kommen zu Wort. „Diese Texte eröffnen den Lesenden einen anderen Blick auf die Welt“, sagen die Initiatoren des Preises. Tatsächlich, der Titel von Markus Klambauers Siegergedicht schenkt uns eine neue Perspektive. Normalerweise sagen Menschen: „Ich wünsche mir, dass andere mir zuhören!“ Markus Klambauer aber wünscht sich, dass er anderen zuhört.

Dieser Wunsch lässt mich an das Pfingstwunder denken, von dem zu Pfingsten in den evangelischen Gottesdiensten die Rede ist: Die Jünger sitzen in einem Haus zusammen – traurig und verängstigt. Ihr Meister, Freund und Weggefährte Jesus wurde getötet. Wie wird es weitergehen mit ihrer gemeinsamen Vision? Und: Werden sie dasselbe Schicksal erleiden, wenn sie weitermachen? In dieser Situation der Angst passiert es: Der Heilige Geist kommt und erfüllt die Jünger. Sie verlassen ihr Angst-Haus und fangen an zu predigen „in andern Sprachen wie der Geist ihnen gab auszusprechen“, so heißt es im Neuen Testament. Die Menschen, die sich vor dem Haus versammelt haben, wundern sich sehr: Sie hören die Jünger in ihrer eigenen Sprache!

Meist halten wir die Fähigkeit, in fremden Sprachen zu sprechen, für das Pfingstwunder. Doch das Hören scheint mir mindestens genauso wunderbar. Vielleicht kennen Sie das aus eigener Erfahrung: Es ist nicht leicht, über Dinge zu sprechen, die uns tief betreffen und berühren; die uns weh tun und mit Angst oder Scham verbunden sind. Um sprechen zu können, brauchen wir das Gefühl, dass uns jemand wirklich zuhören will.

Markus Klambauer will das. Zuhören. Und was hört er, wenn sein Wunsch, anderen zuzuhören, in Erfüllung geht? Hören (bzw. lesen) wir sein ganzes Gedicht: „Ich höre den Winter, wenn der Schnee vom Himmel fällt. Ich höre die Arbeit, das Rucken der Tische und Sessel. Ich höre die Konflikte der Arbeitskollegen. Ich höre das miteinander Reden, es ist gut. Ich höre, wenn sich jemand Zeit zum Zuhören nimmt. Ich höre die Stimme der Iris, wenn sie lacht. Ich höre, wenn meine Freundin redet. Ich höre, wenn meine Neffen durch die Schiebetür kommen. Ich höre die Stimme im Haus. Das ist gruselig, und ich habe Angst. Ich lege mich auf das Herz von Kerstin und höre es schlagen. Ich höre die Wärme von meiner Freundin Kerstin und ihr Herz. Ich höre das Zuhören meiner Mitmenschen im ganzen Raum, was sie reden. Ich höre zu.“

 

Rasender Rhythmus

Sa, 07/06/2025 - 07:00
Michael Chalupka über hyperaktive Kinder und Erwachsene

Marco springt auf. Bezahlt seinen Espresso im Vorübergehen. Er ist schon mitten in einem wichtigen Telefonat. Seine airpods trägt er ständig. So hat er die Hände frei, um am Smartphone seine mails zu checken.

Sabine kaut an ihrer Wurstsemmel und schafft es trotzdem zu sprechen. Zwischen dem Aufstehen und dem Schlafengehen gibt es wenige Momente, während derer Sabine nicht spricht. Sabine teilt sich der Welt mit, ob es die Welt hören will oder nicht.

Marco und Sabine sind Kinder dieser Welt. Sie haben den Dreh raus. Sie drehen sich mit, im rasenden Rhythmus, sie sind aktiv, agil und immer auf Draht.

Marco weiß, was er wert ist, und bekommt das auch täglich bestätigt. „Das Geheimnis des Erfolges ist es, loszulegen!“ ist sein Leitspruch.

Sabine wohnt zur Zeit in einer Therapiegruppe. Sabine ist ein hyperaktives Kind. Ihre Eltern sind erschöpft, sie halten ihr Tempo nicht mehr aus. Sabine passt nicht in unsere Kinderwelt.

Hyperaktive Kinder werden therapiert, hyperaktive Manager sind die Leitbilder unserer Gesellschaft.

Wir stellen den Satz Jesu auf den Kopf: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Aber nicht wir werden wie die Kinder, sondern die Kinder ahmen unsere Welt nach. Sie spiegeln unsere Welt, in der die Leitwerte des Erfolges Aggressivität, Durchsetzungsvermögen und Schnelligkeit sind, und wir sind entsetzt, dass uns unsere Kinder so ähneln.

Manfred Sauer für humanitäres Lebenswerk ausgezeichnet

Fr, 06/06/2025 - 12:50
Friedrich Orter erhält Europäischen Toleranzpreis 2025

Villach (epdÖ) – Der langjährige Superintendent der Evangelischen Kirche Kärnten-Osttirol, Manfred Sauer (65), wurde am Donnerstagabend, 5. Juni, in Fresach für sein humanitäres Lebenswerk mit dem Europäischen Toleranzpreis der Stadt Villach und des Denk.Raum.Fresach ausgezeichnet. Sauer habe über konfessionelle und politische Grenzen hinweg Respekt und Anerkennung für sein Engagement im Geiste der Toleranz, Demokratie und Menschenrechte erworben, so die Begründung des Kuratoriums der Toleranzgespräche. Zudem habe er maßgeblich dazu beigetragen, aus Fresach ein europäisches Kulturzentrum zu machen.

„Die Auszeichnung eines Lebenswerks ist immer mit einem hohen Maß an Verantwortung und Zuneigung verbunden“, heißt es im Dankschreiben. „Wir haben Manfred Sauer in den zwölf Jahren seiner bisherigen Führung des Denk.Raum.Fresach als überaus motivierenden Menschenkenner, geistvollen Wegbegleiter und begnadeten Netzwerker kennen und schätzen gelernt.“ Ohne ihn hätten die Europäischen Toleranzgespräche nicht jene Breitenwirkung in Kärnten gewonnen, die im Laufe der Jahre zu einer überregionalen Anerkennung und Bedeutung gewachsen sei.

Hannes Swoboda, Präsident des Kuratoriums der Toleranzgespräche, würdigte Sauer als wichtige Stimme nicht nur für die evangelische Kirche, sondern auch für die Entwicklung der Gemeinschaft und Menschlichkeit in einer herausfordernden Zeit für Europa. „Manfred Sauer ist dort, wo ihn die Menschen brauchen, als Zuhörer für ihre Anliegen, Berater in Lebensfragen und Begleiter auf vielen Lebenswegen“, so Swoboda. „Wir zeichnen ein humanitäres Lebenswerk aus, und eine Persönlichkeit, die uns hoffentlich noch viele Jahre lang inspirieren wird.“

Friedrich Orter: Reporter im Dienste der Menschlichkeit

Friedrich Orter bekam den Europäischen Toleranzpreis für Demokratie und Menschenrechte verliehen. (Foto: Fotodienst/Gerhard Kampitsch)

Ebenfalls ausgezeichnet im Rahmen der Europäischen Toleranzgespräche wurde am 5. Juni der langjährige Korrespondent und Kriegsberichterstatter Friedrich Orter (75). Er erhielt den Europäischen Toleranzpreis für Demokratie und Menschenrechte der Stadt Villach. Seine packenden Reportagen aus vielen Krisenregionen und Kriegsgebieten der jüngeren Zeit hätten Fernsehgeschichte geschrieben, sein Einsatz für die Wahrheit und Befriedung der Welt sei legendär, so die Begründung der Jury. Außerdem sei seine Persönlichkeit Vorbild für ganze Journalistengenerationen.

Orter berichtete über 40 Jahre lang von den Kriegsschauplätzen dieser Erde, vom Jugoslawienkrieg ebenso wie aus dem Irak oder aus Afghanistan. Schonungslos für Zuseher und Hörer zeigte er die Gräuel der Bewaffneten und das Leid der Zivilisten, ergriff Partei für die Notleidenden und verurteilte Gewalt und Grausamkeit – so unmissverständlich und an vorderster Front, dass er oft genug mit seinem eigenen Leben spielte.

Er habe sich immer als Friedensberichterstatter verstanden und um die Menschen gekümmert, sagte der gebürtige Kärntner bei der Verabschiedung aus dem aktiven Reporterleben. Die Angst war ein ständiger Begleiter, sein Journalismus zwischen den Fronten nicht nur ein Trip am Limit, sondern auch eine einsame Höchstleistung.

Der Europäische Toleranzpreis der Stadt Villach wird seit 2018 jährlich vergeben. Zu den PreisträgerInnen zählten unter anderem der türkisch-deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli, die libanesische Autorin Sonja Boumad, die Übersetzerin Erna Pfeiffer, die Politikwissenschafterin Sieglinde Rosenberger, der frühere evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker und die tschechische Autorin Radka Denemarková.

75 Jahre Evangelische Jugend auf Burg Finstergrün

Fr, 06/06/2025 - 11:00
Festwochenende vom 18. – 20. Juli für Jung und Alt


Wien (epdÖ) – Seit 75 Jahren gibt es Freizeiten der Evangelischen Jugend auf der Burg Finstergrün bei Ramingstein im Lungau (Salzburg). Aus diesem Anlass laden Burgrat und Aufsichtsrat zu einem Festakt am Samstag, 19. Juli. Fakultativ kann man schon am Freitag anreisen und bis Sonntag die einzigartige Atmosphäre dieser besonderen evangelischen Einrichtung genießen. „Das wird ein buntes und fröhliches Fest – und unser Burggespenst Finsterling feiert mit uns“, freut sich Burgrat und Pfarrer i.R. Manfred Perko auf das Jubiläum.

In der Evangelischen Kirche Österreich hat sich Burg Finstergrün zu einer Freizeit-Institution entwickelt. Unzählige junge Leute aus ganz Österreich verbrachten in den Gemäuern, die Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Ruinen einer Festung aus dem 12. Jahrhundert erbaut wurden, Tage und Wochen in christlicher Gemeinschaft. „Ich kenne einige Familien, die jetzt schon in vierter Generation auf Burg Finstergrün kommen“, erzählt Perko, der sich seit Jahrzehnten im Team des Burgrates für die Geschicke des Hauses einsetzt. 1950 fanden auf der Burg die vier ersten Freizeiten der Evangelischen Jugend (damals: Evangelisches Jugendwerk) statt, zwei für Mädchen und zwei für Buben. Den rauen Charme hat sich die Einrichtung erhalten, es gibt „jede Menge Romantik und Abenteuer“, betont Perko. Und im Zuge jeder Freizeit natürlich Begegnungen, Andachten, Gottesdienste, Spiel und viel gemeinsames Singen.

Festakt ab 14 Uhr mit open end

„Wir haben so viel Grund DANKE zu sagen – an unzählige haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen, an viele treue oder neue Gäste, und an einen gütigen Gott, der uns immer geleitet und begleitet hat“, unterstreicht Burgrat Perko. Der Festakt „75 Jahre Evangelische Jugend auf Burg Finstergrün“ wird am Samstag, 19. Juli, ab 14 Uhr gefeiert. Nach dem Abendessen gibt es Gemeinschaft „nach Belieben bis in die Nacht hinein“, wie es in der Einladung heißt. Wer möchte, kann schon am Freitag zum Festwochenende anreisen, an dem ein buntes Programm für Jung und Alt (Lagerfeuer, Kirchen-Hupfburg, alte und neue Lieder, Tanz im Rittersaal) sowie ein Festgottesdienst am Sonntag mit Jugendpfarrerin Bettina Növer und Burgpfarrer Manfred Perko geboten wird.

Anmeldung bis 9. Juli 2025 auf: www.burg-finstergruen.at/75