1911 Evangelische Pfarrgemeinde Berndorf als Tochtergemeinde von Wiener Neustadt gegründet
1927 Eigenständigkeit als Evangelische Pfarrgemeinde A. u. H.B. Berndorf im Triestingtal
2011 50 Jahre Kirchengebäude "Dreieinigkeiskirche"
2017 - 500 Jahre Reformation und 90 Jahre Evangelische Pfarrgemeinde Berndorf
In der Mitte des 16. Jahrhunderts breitete sich der evangelische Glaube in Niederösterreich und so auch im Triestingtal sehr schnell aus. Es war die Zeit der Türkenkriege der Habsburger. Der evangelische Glaube erlebte zu dieser Zeit in Österreich seine größte Verbreitung, was umso leichter geschah, als der katholische Habsburger Landesfürst von den Ständen als Gegenleistungen für die Zahlungen für die Türkenkriege immer wieder mit der Forderung nach Religionsfreiheit konfrontiert wurde. So führten die Landadeligen des Triestingtales ihre Untertanen dem evangelischen Glauben zu. Auch der katholischen landesfürstlichen Pfarre Pottenstein, der auch Berndorf und St. Veit seelsorgerisch zugewiesen waren, gelang es auf Dauer nicht, sich gegen den evangelischen Einfluss erfolgreich zu wehren. Immer wieder musste das bischöfliche Konsortium Pfarrer und Vikare auswechseln, die sich von ihrem Glauben entfernten und eines Tages den evangelischen Glauben predigten. Einige Priester wurden aus dem Dienst entlassen, aber diesen Maßnahmen zum Trotz hielt der Glaubenswechsel der Priester an. So klagte 1584 die Witwe Susanne Tobar aus Enzesfeld zum wiederholten Male, „dass sämtliche Geistliche der Umgebung sektisch gesinnt seien, sodass sie sich veranlasst sehe, auf eigene Kosten einen Jesuiten als Beichtiger kommen zu lassen.“
Anfang des 17. Jahrhunderts setzte die Gegenreformation ein, die sich kompromisslos auf den Grundsatz stützte, dass den Glauben ausschließlich nur der Landesherr bestimme. Die Rekatholisierung schritt schnell vorwärts, sobald es gelungen war, die protestantischen Landedelmänner zu entfernen. 1622 trieb man die Jörger von der Araburg aus dem Lande und zog ihre Güter ein, 1631 verkaufte Paul von Wolzogen die Herrschaften Neuhaus, Fahrafeld und Arnstein an den Kaiser Ferdinand II., da seine evangelischen Untertanen ausgewiesen worden waren, und schließlich trat Jonas von Heißperg der Jüngere zu Merkenstein zur katholischen Kirche über.
Die letzte Säuberung von Andersgläubigen erfolgte durch das Reformationspatent vom 4. Jänner 1652, das Kommissionen vorsah, die landauf, landab zogen und die restlichen evangelischen Untertanen vor die schlimme Wahl stellten, sich bald zu bekehren, sich kurzfristig zu bedenken oder auszuwandern. Dabei erschwerte man das Verlassen der Heimat, weil man größere Einbußen an Steuerleistungen befürchtete. Das Triestingtal wurde somit wieder rein katholisch.
Erst in der Zeit der Industrialisierung wanderten wieder Protestanten hierher, deren Zahl aber bescheiden blieb.
Zu klein für eine eigene evangelische Pfarre, gehörte Berndorf zur Pfarrgemeinde Wiener Neustadt, und es kamen zunächst nur gelegentlich Prediger hierher. Den ersten evangelischen Gottesdienst feierte man am 1. November 1894 in der kleinen Speisehalle der Berndorfer Metallwerke. Seit 1911 bestand Berndorf als Tochtergemeinde von Wiener Neustadt und wurde am 5. April 1927 zur selbstständigen evangelischen Pfarre erhoben.
Bereits am 10. September 1911 erfolgte mit Hilfe der Unterstützung Arthur Krupps die Grundsteinlegung für eine evangelische Kirche, doch verhinderte der Erste Weltkrieg die Ausführung des Planes. Man war daher gezwungen, bis 1942 den Gottesdienst in der kleinen Speisehalle der Berndorfer Metallwarenfabrik und später in Klassenzimmern der örtlichen Schulen zu feiern.
Am 4. November 1947 wurde die Notkirche an der Pottensteinerstraße feierlich eingeweiht.
Erst 1960/61 wurde die heutige "Dreieinigkeitskirche" unter Pfarrer Werner Pülz errichtet.
Pfarrer der Evangelischen Pfarrgemeinde A.u.H.B. Berndorf waren und sind:
- Fritz Brand, 1927-1931
- Julius Göbelsmann, 1932 - 1937
- Arthur Berg, 1937 - 1945
- Ernst Guttner, 1945 - 1952
- Max Honegger (Vikar), 1953-1954
- Beowulf Moser, 1954 - 1956
- Kurt Hansen (Vikar), 1956 - 1957
- Werner Pülz, 1957 - 1963
- Robert Kauer, 1963 - 1966
- Alexander Galavics, 1967 - 1998
- Peter Mömken, 1999 - 2008
- Andreas Hankemeier, 2008 - 2015
- Otmar Knoll, 2015 - 2023
- Administration durch Rainer Gottas, Pfr. von Bad Vöslau, seit Herbst 2023
Quelle: u. a. nach Dr. Erwin SCHILDER - "Berndorf, Vergangenheit und Gegenwart", 1975